Insgesamt gibt es 12 B-Vitamine die für die unterschiedlichsten Vorgänge im Organismus von Mensch und Tier verantwortlich sind. B-Vitamine sind
wasserlöslich, Überschüsse werden mit über die Nieren mit dem Urin wieder ausgeschieden.
Bei der Zubereitung von Rohmahlzeiten verwenden wir in der Regel Bierhefe um den Bedarf an diesen Vitaminen ausreichend zu decken. Alternativ werden auch B-Vitamin-Präparate aus der Apotheke
eingesetzt. Diese sind jedoch von der Dosierung her für den Menschen hergestellt und deshalb nicht uneingeschränkt zu empfehlen. Auch wenn ein Zuviel vom Körper wieder ausgeschieden wird,
belastet dies bei dauerhaftem Gebrauch dennoch die am Stoffwechsel beteiligten Organe zusätzlich.
Thiamin (B1) ist wichtiges Vitamin für viele enzymatische Vorgänge, für die Erhaltung des Nervensystems und für eine normale Herzfunktion. Außerdem wird angenommen, es sei auch für den Magen-Darm-Trakt notwendig. Ein Mangel führt bei Katzen zu ausgeprägter Appetitlosigkeit mit Gewichtsverlust, Schwindel, Nervenentzündungen und zu Erkrankungen des zentralen Nervensystems (Ventriflexion). Auch der Herzmuskel reagiert empfindlich auf einen Mangel an Thiamin, was sich in Herzrhythmusstörungen mit zu niedriger Herzfrequenz und eventuell Herzvergrößerung äußern kann. Bei einer Erkrankung des Verdauungstraktes ist ebenfalls mit einer Unterversorgung zu rechnen. Allerdings werden in solch einem Fall auch die anderen B-Vitamine nur in ungenügendem Maße aufgenommen und somit entstehen vielfältige, sich überlappende Mangelsymptome.
Riboflavin (B2) ist die Vorstufe verschiedenster Flavine, sie sind in mehr als 50 Enzymen als Coenzyme eingesetzt und sind hauptsächlich als Reaktionspartner am Energieumsatz im Körper beteiligt. Bei Katzen kommt es aufgrund eines Mangels an Riboflavin (selten) zu entzündlichen Hauterkrankungen, eitrigem Augenausfluss und Bindehautentzündung, Erbrechen, zur Fettleber und zu verlangsamten Herzschlag.
Niacin (B3) ist als Cofaktor für mehrere physiologische Reaktionen, die unter anderem für eine korrekte Zellfunktion wichtig sind, essentiell. Mangelerscheinungen kommen vor, wenn über das Futter zu wenig Niacin und/oder Tryptophan* (Aminosäure) hinzugefügt wird, zum Beispiel durch einen zu hohen Anteil an Mais und Getreide im Futter und äußert sich durch die Erkrankung Pellagra mit den klassischen vier Symptomen Dermatitis, Durchfall, Demenz und Tod.
*Aus Tryptophan kann über den Stoffwechselweg auch Niacin synthetisiert werden.
Pyridoxin (B6) wird vorwiegend für Reaktionen des Aminosäurestoffwechsels, dem Abbau von Stoffwechselprodukten und für den Fettstoffwechsel benötigt. Daneben ist es beteiligt an der Produktion von Histamin, an dem Stoffwechselweg zur Produktion von Niazin aus Tryptophan, der Katalyse von Taurin aus Cystein und mehreren Synthetisierungsprozessen. Mangelsituationen lösen Reizbarkeit und epileptische Anfälle aus, bei Katzen kommt es außerdem zur Überproduktion von Oxalatkristallen, die sich als Nierensteine bemerkbar machen können.
Kobalamin (B12) ist eng verknüpft mit dem Folsäurestoffwechsel. Vitamin B12 unterstützt die Blutbildung, indem es die im Organismus gespeicherte Folsäure in seine aktive Form überführt. Eine gute Funktion des Vitamins hängt ab von der Menge, die durch die Nahrung zugeführt wird und von einer korrekten Funktion des Darm-Traktes. Dort wird der sogenannte „Intrinsic-Factor“ (Glykoprotein in Säugetieren), der bei der Katze ausschließlich in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird (bei den meisten Säugetieren im Gegensatz dazu im Magen), benötigt. Er dient der Aufnahme des Kobalamins im Darm. Mangelerscheinungen sind selten und führen zu eingeschränktem Wachstum und Erkrankungen des peripheren Nervensystems. Zu solch einem Mangel kommt es bei der Katze vor allem durch Bauchspeicheldrüsenerkrankungen, wodurch der Intrinsic-Factor nicht mehr oder in nicht ausreichender Menge gebildet werden kann oder durch Darmerkrankungen und Parasitenbefall, die durch Veränderungen an der Darmschleimhaut die Aufnahme des Vitamins ins Blut verhindern.
Folsäure benötigt der Organismus zur Blutbildung und für das Immunsystem. Darüber hinaus wird der Folsäure auch eine krebshemmende Wirkung zugesprochen. Bei einem Mangel an Folsäure wird die DNA-Synthese der blutbildenden Zellen im Knochenmark beeinträchtigt, es kommt zur Anämie (Blutarmut), zu einer Verringerung von Leukozyten (weiße Blutkörperchen) und eventuell auch zu einer Verminderung der Anzahl an Thrombozyten (Blutplättchen) im Blut. Haut- und Schleimhautschädigungen, Wachstumsstörungen und Störungen des Immunsystems werden ebenfalls beschrieben.
Pantothensäure ist in fast allen Lebensmitteln vorhanden, dennoch ist die Menge in der Regel für viele Lebewesen nicht ausreichend. Sie ist am Stoffwechsel von Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß beteiligt, auch bei der Synthese von Fettsäuren, Steroidhormonen und Cholesterin ist die Pantothesäure wesentlich beteiligt. Der Bedarf wird durch die Futterzusammensetzung und über die Lebensphase bestimmt. Fettreiche Nahrung lässt den Bedarf an Pantothensäure steigen. Sie ist wichtig für die Erhaltung von Haut und Haarkleid sowie der Darmschleimhaut und des Immunsystems. Ein Mangel ruft bei Katzen eine Fettleber hervor, sie magern ab.
Biotin ist beteiligt an der Glukoneogenese, dem Zitratzyklus und dem Stoffwechsel bestimmter Aminosäuren und Fettsäuren, sowie notwendig für die Fettsäuresynthese. Praktisch bedeutet dies eine Beteiligung an der Bildung von Keratin, welches die Grundsubstanz von Hautzellen, Haaren und Krallen darstellt. Biotinmangel ist selten und entsteht hauptsächlich durch die Gabe von rohem Eiklar oder keimabtötenden Substanzen (z. B Antibiotika). Es kommt zu entzündlichen Hauterkrankungen, Haarausfall und einem stumpfen Fell sowie zu Teilnahmslosigkeit und neurologischen Störungen.